Musicalbesuche

2. Besuch im Theater des Westens
[erster wird noch nachgetragen]


Magdeburg, 18.11.2007
 
Matineebesetzung: Berlin, 18.11.2007
 
 
Hauptrollen
 
Graf Krolock: Mathias Edenborn
Sarah: Anne Hoth
Professor Abronsius: Jens Janke
Alfred: Alexander Klaws
Chagal: Jerzy Jeszke
Magda: Katja Berg
Herbert: Haldor Laegreid
Koukul: Stefan Büdenbender
Rebecca: Maike Katrin Schmidt
 
Tanzsolisten
Kym Boyson, Kevin Hudson, Vanni Viscusi
 
Gesangssolisten
Sven Fliege, Philipp Hägeli
 
Tanzensemble
Milena Alaze, Hannah Carter, Andrew Chadwick, Tiziana Doneda,
Philipp Kempster, Silvia Lambertoni, Akos Tihanyi
 
Gesangsensemble
Eva Maria Bender, Sanne Buskermolen, Fanny Drenthe, Nina Janke, Silvano Marraffa,
Christopher Morandi, Christina Ogink, Jakub Wocial
 
Dirigent
Tobias Vogt
 
Es spielte das Orchester des Theater des Westens.
 
 
 
Zu Anfang gleich möchte ich sagen, dass Mathias nicht die Idealbesetzung für den Graf Krolock darstellte. Seine Stimme war relativ schwach und hatte nicht die Intensität und die Tonhöhe wie Steve Barton. Natürlich vergleicht man immer anhand des Urkrolocks, denn er hat Zeichen gesetzt und bislang kam stimmlich gesehen nur Thomas Borchert an ihn heran, wobei die Kräftigkeit der Stimme nicht ganz die Perfektion von Steve erreicht, aber er kommt dem nahe.
Was lustig war: Der eingebaute Gack zu Anfang des zweiten Aktes, als Graf Krolock seinem Diener Koukul über den Kopf gestreichelt hat und dann seine Hand schüttelte, als wäre etwas Ekelhaftes daran.
Mathias hatte es gerade mal bei Tanzsaal geschafft den letzten Ton auf der Wendeltreppe wunderschön vibrieren zu lassen.
„Gott ist tot“ und „Unstillbare Gier“ hatte er einigermaßen hinbekommen, doch wie bereits erwähnt wirkte es sehr schwach und rauh.
 
Anne als Sarah war bei weitem nicht so überragend wie Lucy Scherer.
Natürlich passte es stimmlich, obwohl sie hin und wieder ihre Stimme verlor in dem Sinne, dass sie leiser sang, wie zum Beispiel in „Nie geseh´n“ oder „Draußen ist Freiheit“. Sie hob dann jedes Mal ihre Stimme an, damit sie nicht unterging.
In „ToFi“ gegen Ende hatte sie sich Krolock zwar angeboten, allerdings war sie sehr ruhig, hat nur gewartet, passives Verhalten.
Lucy dagegen hatte sich ihm richtig entgegengehoben, schwer geatmet.
Diese Leidenschaft war greifbar, eine Atmosphäre für sich.
Keinerlei Fehler außer der Reihe, bis eben ihre Stimmlautstärke.
 
Alexander war zwar etwas rauchig an manchen Stellen, vor allem in „Für Sarah“ war die Tonlage nicht ganz ideal für ihn, doch die Mimik und Gestik wird von Mal zu Mal besser und mittlerweile ist er ein hübscher junger Mann mit einer individuellen Stimme.
Gut gefallen hat mir das gerufene „Sarah“ nach „Rote Stiefel“ als Sarah wegrannte, er hinter ihr her.
Direkt nach „Carpe Noctem“, also in „Für Sarah“ war die Schnalle von Alfreds linkem Hosenbein offen. Zum Ende hin war das notdürftige Reparieren wieder zunichte gemacht und die Schnalle wieder lose.
Mir ist jetzt, beim zweiten Mal, aufgefallen, dass Alexander in der Gruft den Professor losmachte. Er schaute zwar nach oben und weg vom Professor, aber seine Hand fummelte unter des Professors Jacke herum.
Mit dem Spiegelbild war wieder sehr gelungen und relativ synchron, wobei ich nur am Rande gesehen habe, wie Alfred Solo Alfred nachahmte. Mein spezielles Augenmerk lag auf Alfred und Herbert. Wirklich süß, da Alfred gleich – wenn nicht sogar noch ein Stück größer war.
Als Herbert sich dann auf den am Boden liegenden Alfred setzte, rittlings, und Alfred Handgelenke noch kaum zu fassen und zu Boden gedrückt hatte, tauchte der Professor auch schon auf und haute mit dem geschlossenen Regenschirm auf Herberts Hintern, der bei jedem Schlag weiter nach vorne hoppelte.
Dann wich Herbert sehr weit zurück, weg vom Professor und von Alfred. Was neu ist: Dass Herbert den Professor und Alfred fort scheucht, dann seine arrogante schwuchtelige Geste vollführt, die Nase regt und davon stolziert.
Ansonsten hatte Alfred stimmlich gesehen alles korrekt gemacht, außer wie erwähnt bei „Für Sarah“ vielleicht ein wenig zu rauh.
 
An den Professor musste ich mich erst einmal gewöhnen.
Er war nicht schlecht und lustig war wie er die „Aaas“ von Sarah nachmachte während sie im Wirtshaus spazieren gingen.
 
Haldor war als Herbert genial.
In „Wenn Liebe in dir ist“ vibrierte seine Gesichtspartie bei „sein“, als er vor Alfred stand und ihn an sich zog zum Tanzen. Während des Bisses bei „Tanzsaal“ hatte er seine Fingernägel begutachtet (er trägt während der Szene schwarze Handschuhe mit silbernen Fingernägeln und ganz vielen Ringen) und sich sichtlich gelangweilt. Und dann hatte er vom Kerzenleuchter den Stoff, der davon herunter hing, penibel berührt und seine Mundwinkel angewidert verzogen gehabt.
Lustig war auch, dass er immer mit einem männlichen Vampir tanzte.
 
 Ich saß Reihe 4, Platz 11, ganz außen also.
Als Graf Krolock an mir vorbei ging habe ich natürlich gar nicht mehr daran gedacht gehabt, dass er der Erste ist, der die Reihe passiert um auf die Bühne zu kommen um „Gott ist tot“ zu singen (sein erstes Erscheinen im Musical).
Das also verplant habe ich: 5 Mal Koukul an mir vorbeilaufen sehen.
Einmal im ersten Akt, als er auf die Bühne kam um sich von Chagal Kerzen zu holen und dann auf dem Rückweg ungefähr auf meiner Höhe stehen blieb; als er Sarah ihre Stiefel brachte und wieder ging und als er im zweiten Akt dem Professor, Alfred und Sarah folgte.
Erster Akt Sarah nach „Rote Stiefel“ und Chagal wenige Minuten später hinter ihr her.
Dann bei „Wenn Liebe in dir ist“, als Alfred vor Herbert weglief, direkt an mir vorbei, in Ewigkeit, als die Vampire von der Bühne kamen (ich spürte etwas Kaltes an meinem Halsbereich, wo sich die Hand eines Vampires hin verirrt hatte) und dann ganz zu Ende als Professor, Alfred und Sarah geflohen sind.
Es roch alles nach Maske, aber ganz angenehm.
In Nightmare hatte mir ein wenig gefehlt, dass der Graf Solo Alfred Solo beim Heben nicht so eindeutig wie sonst gehalten hat.
Gut war allerdings, dass Graf Solo und Herbert Solo miteinander geflirtet hatten und sie einen angedeuteten Kuss hinlegten.
Das Blut war wieder genial.
In der ersten Bissszene, als Chagal Magda biss, drückte er die Kapsel zu feste und so spritzte es sichtbar heftig nach hinten in die Luft.
In Nightmare war es auch wieder super toll, als erst Graf Solo und dann Alfred Solo sich an Sarah bereicherten, sie nach vorne zogen und dann ihre Zähne zeigten, das Blut tropfte ihnen dabei herunter.
Ich muss natürlich auch Sarah Solo erwähnen, denn sie ist es wert. Nicht nur hübsch und klein, sondern auch unglaublich gut als Tänzerin.
Ihre ganze Körperspannungen, der Wagemut sich in die Hände von ihren Tanzpartnern zu begeben und sich herumschwingen, herumschmeißen und herumziehen zu lassen setzt ein gewisses Basisvertrauen voraus.
Wie immer hat sie ihre Rolle glänzend getanzt.
Da wir gerade immer noch bei „Nightmare“ sind: Statt des zweiten Gesangssolisten hatte eine Frau gesungen, stand aber nicht auf der Matineebesetzungsliste.
Am Ende von „Tanzsaal“ als die Szene begann, wo Alfred, Sarah und der Professor als Menschen enttarnt werden, da man ihre Spiegelbilder sah, ging Alfred ziemlich weit nach vorne und stieß mit der Nase beinahe in Graf Krolocks Dekoltée.
Die besten Lieder kamen natürlich erst im zweiten Akt aber auch der erste Akt darf nicht unterbewertet werden.
Zum Schluss gab es Rosen und Standing Ovations, wenn auch nur zähfließend.
Es war keine perfekte Besetzung, vor allem weil mir bei Sarah und dem Grafen die optimale Stimmlautstärke bzw. – kräftigkeit fehlte, aber dennoch war es ein wunderbarer Auftritt, mit viel Aufregung und Genießen meinerseits.
 
Fazit also: Das Auge wird durch viele Besuche desselben Musicals auf Fehler aufmerksam, die vom Interpreten meist nicht bewusst gemacht werden und so kann das Musical auch nie seinen Reiz verlieren, auch wenn die Musicaldarsteller nicht alle ganz überzeugen konnten, so haben sie doch angenehm durch den Nachmittag geführt.

 
 
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